Unser Ziel ist es, bei einer Schlachtung alles vom Rind zu verwerten. Deswegen haben wir uns umgeschaut, was es für Möglichkeiten bei der Fellverarbeitung gibt. Nicht mehr viele, wie sich herausstellt. In ganz Schleswig-Holstein gibt es nur noch einen traditionellen Gerber, der das Handwerk hauptberuflich ausübt. Helmut Naujoks.
Also haben wir ein Fell zu Herrn Naujoks gebracht.
Genauer gesagt: So ein Fell muss nach der Schlachtung unverzüglich zur Gerberei gebracht werden, damit die Verrottungsprozesse nicht beginnen. (Alternativ könnte man es in sehr viel Salz einlegen. So viel Salz hatten wir nicht, also haben wir die erste Variante vorgezogen.) Wenn man zum ersten Mal 40 Kilogramm Fell transportiert wird man erfinderisch. Prototyp waren eine Ikea-Tüte (schlechte Idee), und ein Hartplastikkinderplantschbecken (gute Idee). So kamen wir also bei Herrn Naujoks an, und beim Anblick unseres Transportsystems holte er unter leichtem Schmunzeln eine Schubkarre und half uns, das Fell in seine Gerberei zu befördern.
Das Fell sei in 4 Monaten fertig, erklärte er uns. Denn für nur ein Fell wirft man die große Drehtrommel nicht an, also müssen wir warten, bis genug andere Felle dazugekommen sind. Das taten wir.
Seit letzter Woche ist es fertig, kuschelweich, und schmückt bereits bei seiner stolzen Besitzerin Anna die neue Wohnung.
Das Fell riecht übrigens nicht nach „Fell“, sondern nach frischem Leder. Herr Naujoks gerbt mit pflanzlichen Gerbstoffen, also ist auch keine chemische Note dabei.
Wir sind nun am überlegen, mehr Felle gerben zu lassen. Für den Käufer ist es natürlich teurer, als wenn man sich so ein Fell aus Argentinien von Ikea holt. Wir sind deshalb gespannt, ob sich auch in Zukunft genug Interessenten finden werden. So ein Fell kostet je nach Größe etwa 600 bis 700 Euro.
Vorteile vor „anonymer Massengerbung“ wäre neben rein pflanzlicher und traditioneller Gerbung die Gewissheit, dass das Tier nicht in einem Feedlot hochgemästet wurde. Damit tut man nicht nur der Umwelt und dem Tier einen Gefallen, es wirkt sich auch auf die Fellqualität aus:
Ich habe das Leder unseres Fells mit dem von anderen Fellen in Einrichtungsläden verglichen. Unser Leder ist sehr viel dicker. Eine befreundete Schuhmacherin erzählte mir, dass es bei Leder aus der Massentierhaltung oft Probleme gibt. Die Tiere wachsen zu schnell, das Leder ist nicht sehr robust und reißt bei der Verarbeitung auch mal. (An dieser Stelle spare ich mir den Kommentar über Massentierhaltung.) Im Umkehrschluss also die Vermutung, dass unser Leder sehr viel strapazierfähiger ist und der Käufer länger etwas davon hat.
Wer sich für ein Fell (oder ein Teil davon) interessiert, melde sich gerne über info@besserfleisch.de