Wahrscheinlich sind die meisten von uns hier, weil wir uns kritisch mit Fleischkonsum und Tierhaltung auseinandersetzen. Manche von uns haben vegetarische Phasen hinter sich, manche essen nur ganz selten Fleisch, manche möchten ganz einfach mit Massentierhaltung nichts mehr am Hut haben. Manche wollen einfach nur gutes Fleisch essen.
Ich dachte lange, Fleisch essen ist eine einfache Sache: „Ja“ oder „Nein“, eine Entscheidung getroffen, fertig. Aber so simpel ist das nicht. Fleisch nicht einfach ein Nahrungsmittel mit moralischem Beigeschmack. Fleisch ist verbunden mit Kultur, Religion, Leben und Tod, kollektiven und individuellen Werten.
Und es ist Fleisch. Dasselbe Material, aus dem wir Menschen gemacht sind. Und obwohl wir völlig entfremdet werden und kaum mehr Tiere und Schlachtungen sehen, ist das Thema beim Anblick von Fleisch plötzlich so nah an uns dran, dass wir irgendwie sprachlos werden.
Wir verheddern uns dann in vernunftsgesteuerten Diskussionen über Tierwohl und Mehrwertsteuern, über Fleischersatz und Klimabilanz. Alles wichtige Dinge, die durchgekaspert werden müssen, ganz klar. Aber wenn wir eine Diskussion führen, wie wir die Zukunft unseres Fleischkonsums gestalten wollen, dann reicht es nicht, auf Verpackungsinhalte, Ökobilanzen und Mehrwertsteuerzahlen zu schauen. Ohne unsere Geschichte, unser Sozialgefüge, unsere Werte und unsere Wahrnehmung von uns als Mensch werden wir nur die halbe Wahrheit finden können.
Der philosophische Artikel „Unser heiliges Fleisch“ zum Thema Fleischkonsum von Volker Demuth hat mich tief beeindruckt.